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#14
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Sommer unter der Sonneneinstrahlung
gluhten und in denen es im Winter bitterkalt wurde. Umso wichtiger war es, moglichst schnell ausreichend Wohnraum zu schaffen. Aber wie? Sollten die Hauser und reprasentativen Bauten an selber Stelle und in gleicher Weise wiedererrichtet werden? Oder musste man nicht die Chance nutzen, jetzt, da alles kaputt war, einen frischen Neuanfang zu wagen: die sich in engen, verwinkelten Gassen verirrenden Altstadte verkehrsgerecht aufzulockern und den Menschen hygienische, von Grunanlagen eingefasste Wohnquartiere zu geben? Wahnwitzige Uberlegungen wurden laut – den ganzen Schaden einfach wie Geisterstatten liegen zu lassen und die Siedlungen an neuem Ort zu errichten. Aber unter den Trummern lagen oft noch Werte, die aufzugeben in jener Zeit sich niemand traute: halbwegs intakte Kanalisation, Wasser-, Strom- und Gasleitungen. Sie liefen entlang der Stra?enzuge, und so kam es, dass Munchen heute nicht am Starnberger See liegt und Hannover immer noch an der Leine. Die meisten Menschen wollten indes ihre historischen Hauser wiederhaben. Uberall taten sie sich zu Altstadtvereinen zusammen, um fur ihre Anliegen zu werben. Die Fachwelt stritt daruber erbittert. Denn es ging ja nicht nur um funktionale und asthetische Erwagungen, fast wichtiger noch war die Frage, was fur ein „Geist“ mit den Bauten zum Ausdruck kommen sollte. Rekonstruktion, warnten die Anhanger eines Neuanfangs, bedeute, den Krieg zu negieren. Aber ware es demgegenuber nicht geradezu geschichtslos und auch ein Akt der Verdrangung, samtliche Spuren der Vergangenheit zu loschen, die sich ja nicht nur aus zwolf unheilvollen Jahren speiste?, wandten die Bewahrer ein. Besonders exemplarisch fur alle ideologisch aufgeladene Polemik der Nachkriegszeit, die das schwierige Verhaltnis der Deutschen zu ihrer gebauten und gro?tenteils zerstorten, aber in wichtigen Teilen durchaus rekonstruierbaren Geschichte betrifft, war 1947 der Disput um den Wiederaufbau von Goethes Geburtshaus in Frankfurt am Main. Dieser Streit traf mitten ins Herz der Kulturnation Deutschland, da, wo der Begriff „Weltliteratur“ gepragt wurde, kein provinzielles Thema also: Goethes Geburtshaus, ein Mitte des 18. Jahrhunderts im Gro?en Hirschgraben errichteter, dreistockiger verputzter Fachwerkbau, war infolge von Bombenangriffen zunachst ausgebrannt und Monate spater eingesturzt. Aus dem Gebaude, das schon im 19. Jahrhundert als Goethe-Museum diente, war in weiser Voraussicht alles historisch wertvolle Inventar gerettet worden.
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Снова светит солнце, снова светится душа, и пасмурно не будет больше никогда!!! |