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<f fa z+2>Ich bitte ums Wort!
<f fa z+1>Nelly Wacker * * * * * *Meinem Vater * * * * * *Reinhold Bauerle * * * * * *gewidmet. Heut fordert Vaters Stimme immerfort: "Sag du die Wahrheit uber mich, Kind, bitte du ums Wort..." An wurgenden Erinnerungen war ich lange krank... Beschreiben will ich jede unverge?lich schwere Stunde aus jener Zeit, als unsre Kindheit jah versank in eines unheimlichen Abgrunds tiefstem Grunde. Beschreiben, wie in jene traumumwobne Mitternacht sich drohend zwangten feindliche Gewalten und bose Worte fielen, die dem - Vater galten... Was suchten sie? Warum durchwuhlten sie das Haus und zerrten aus dem Schrank, dem Schreibtisch Hefte, Bucher? Aus der Kommode rissen sie die Laden alle raus... Gelahmt vor Schrecken, starren wir aus unsern Tuchern... Und plotzlich kippten sie den Christbaum wutend um - die Scherben knirschten unter ihren Stiefeln klaglich. Und Vater stand da - kreidewei? und stumm... Wie schrecklich war das anzusehen, wie unertraglich... Dann gingen sie und - nahmen Vater mit... Zuruck - blieb Leere. Wir sa?en lange weinend beieinander... Ach, damals ging es unter, unsrer Kindheit Gluck... Danach begann das heimlos bittre Wandern. ... Gebrochen an Herz und Seele war unsere Mutter, die Arme... Wir sollten die Wohnung raumen. Es gab fur uns kein Erbarmen. Wohin mit den vielen Sachen? Wer wird uns Unterkunft geben? In Schulhausern war verlaufen Das ganze Familienleben. Des Volksfeindes Kinder wollte kein Mensch bei sich wohnen lassen... Frau W. war's, die Mitleid hatte. Sie war genauso "verlassen". Im engen Zimmerchen fanden nur Platz Mama und die Kleinen. Ich hing zwischen Himmel und Erde... Nicht weinen... Nicht weinen... ... Nein, keine noch so reumutige Beichte der gottverdammten Vatersmorder kann mir das ersetzen, was verloren ging, kann ausradieren meine heimwehkalte Kindheit... Ich sage: MEINE Kindheit? Unsre! UNSRE! Denn waren wir nicht Millionen Kinder der Unschuldigen, die das Beil der Unzeit traf?! Wo sind sie, die uns Vater, Mutter raubten? Uns uber Nacht jah ins Verderben stie?en? Wie viele mu?ten fort und kamen nie zuruck... Wo sind die Diener jener tauben Feme? Wir alle wollen heute ihre Beichte horen, denn: UNGERECHTIGKEIT verjahrt ja nie! ... |