in einer endlosen Schlange amerikanische Militar-LKW. Es waren fast ausnahmslos schwere mehrachsige Sattelschepper, wohl so 40 bis 50 Fahrzeuge. Sie standen alle in Fahrrichtung zur Bahnhofstrasse. Ich wurde *beim ehemaligen Leitz?schen Zwangsarbeiterlager auf dem Stadiongelande Zeuge, wie eine Einheit amerikanischer Militarpolizisten - ich meine, sie hei?en damals, Constabulary - die jungen russischen Madchen und Frauen in Gruppen auf die LKW treiben. Es war wirklich ein Treiben: im Laufschritt und unter lauten Rufen, "Dawai! Dawai!".
Eines werde ich dabei nie vergessen, weil es so schrecklich und zugleich symbolisch war: Viele der Jungen Frauen weigerten sich, die Ladeflachen der LKW zu besteigen. Einige von ihnen klammerten sich dabei mit aller Kraft an das eiserne Gelander der "Jakob-Sprenger-Brucke", uber der Lahn, und zwar genau dort, wo der Schriftzug "Jakob Sprenger" in schmiedeeiserner Buchstaben in das Bruckengelander eingearbeitet war. Diese Brucke, die einmal nach dem einstigen NSDAP-Gauleiter benannt worden war, war ihnen jetzt der letzte Rettungsanker vor ihrem drohenden Abtransport.
Genutzt hat es ihnen aber nichts. Die Amerikaner zogen sofort ihre Knuppel und schlugen so lange auf die Madchen ein, bis sie das Gelander losliessen.
Spater habe ich noch oft uber diese Ereignisse nachdenken mussen und mich immer wieder gefragt, warum die jungen Frauen nicht mit den Amerikanern fahren wollten. Sicher scheint mir: Was ich sah; war eine Art Blitzaktion. Bei der Reaktion vieler dieser Zwangsarbeiter war mir bald klar: Wenn die Amerikaner den Abtransport vorher angekundigt hatten, waren wahrscheinlich die meisten der russischen Madchen und Frauen vor dem Abtransport gefluchtet."
Bei der gro?er von US-LKW - auf der Ladeflache eines Sattelschleppers konnten sicher etwa 80 bis 100 Personen transportieren werden - scheint es nicht unmoglich, das die US-Armee an diesem Tag fast alle noch in Wetzlar *befindlichen sowjettische Staatsangehorigen abtranspotierte: Warend sich im Januar 1945 noch 4.320 Russen im Kreis Wetzlar aufhielten, scheinen sich im Juli 1945 in den beiden Wetzlarer UNRRA-Lagern keine Russen mehr aufgehaltet zu haben. * Im Marz 1946 befanden sich jedenfals in den beiden Wetzlarer DP-Camps definitiv keine Russen mehr.
Erlauterung der *Abkurzungen
UNRRA *= United Nations Releif and Rehabilitations Administration
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