erwahnte tragische Liste besteht aus funfzig Namen nur Erwachsener,die zu der gro?en Sippe der Priebs gehorten. Darunter waren auchdie Namen meiner Eltern: des Vaters Eduard und der Mutter Lina. AberPriebs gab es noch auf der Krim und im Kaukasus, in den GebietenSchitomir, Cherson, Nikolajew, Jekaterinoslaw und vielen anderenGouvernements. Sie alle traf das gleiche gram- und trauer*volleSchicksal wie die Priebs aus Saporoshje. Ihre Namen sind nochfestzustellen. Eins aber ist nun schon klar, da? vor der Revolutionim nordlichen Teil des Schwarzmeergebietes mehr als hundert Familienlebten, die den Namen Prieb trugen. Die Priebs stammen aus demFurstentum Baden-Wurttemberg. Ende des 18. - Anfang des 19.Jahrhun*derts haben sich nur einige Familien Prieb imSchwarzmeergebiet an*gesiedelt. Mit anderen deutschenAuswanderern grundeten sie die er*sten Kolonien Kangrin,Hoffental und Prischib. In hundert Jahren vervielfachte sich dieListe und darin ist nichts Ungewohnliches, weil es in denlutherischen Familien zur hochsten Tugend gehorte, viele Kinder zuhaben. So hatte zum Beispiel mein Gro?vater Johann zwolf Kinder,und so viele gab es fast in jeder Familie.
Zum zigsten Mal blattere ich die Listen durch: hier der Name vonAmalia Prieb, geboren 1897; Emma - 1892; Henriette - 1924; Otto-1911. Was fur Schicksale verbergen diese Namen? Was ist mit ihnengeschehen? Wer ist noch am Leben? Ich wei? es nicht, aber ich willes wissen - ich will uber das Schicksal eines jeden Mitgliedesunse*rer Sippe etwas erfahren und es aufzeichnen. *Vorlaufig istnur ei*nes klar: Die meisten von ihnen haben die kommunistischenTodesla*ger nicht uberlebt. Nur wenige hatten das Gluckdurchzukommen, wie meine Eltern. Sie uberlebten vor allem nur, weilsie in die *Hande der Machthaber nicht 1941, *sondern 1945 gerieten, das hei?t, nach dem Krieg, als sich das Schwungrad der Vernichtungder Ru?landdeut*schen nicht mehr so schnell drehte. Sehr gernemochte ich erfahren, wie viele der Priebs die schrecklichen Jahreuberstanden ha*ben und wo sie jetzt leben. Wer von ihnen dasGluck hatte, in hohem Alter naturlichen Todes zu sterben und wosich jetzt ihre Nachkommen befinden - in Deutschland oder immer nochdort, in dem den Deutschen verhasst und fremd gewordenen Ru?land.Ich wurde mich sehr freuen, wenn die Priebs, die noch am Leben sind,mir antworten mochten, und wir die Bilanz ziehen konnten daruber,wer von unserer ehemals so gro?en Sippe das grauenvolle Jahrhundertdes Volkermordes (Genozid) durchlitten hat und noch am Leben ist.
Wo in der Welt gibt es ein ahnliches Beispiel, wo noch mu?tenMenschen jahrzehntelang so viel Erniedrigung, Ausbeutung und Gewaltertragen wie die Deutschen in Ru?land? Wahrscheinlich gibt es in derMenschheitsgeschichte sehr wenig Analoge dafur. Erst jetzt, inunse*ren Tagen, ist fur dieses vielgeplagte, unendlichstrapazierte Volk die *Zeit *gekommen, *da *es *sich verschnaufen und seine *Krafte sammeln kann, *um *ein normales Leben zu fuhren und nicht das ei*nes Sklaven. Heute
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Снова светит солнце, снова светится душа, и пасмурно не будет больше никогда!!!
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