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Heinrich Martens: „Russlanddeutsche haben eine neue Seite in ihrer Geschichte aufgeschlagen!“

Wie wollen sich Russlanddeutsche im gesellschaftlichen Leben Russlands – des Landes, in dem sie leben – engagieren? Wie integrieren sie sich in das politische Gefuge ihrer Heimat? Mit welchen Ergebnissen endete der 8. Kongress der Foderalen national-kulturellen Autonomie der Russlanddeutschen (FNKA), der am 4. September 2010 in Uljanowsk stattfand? Diese und andere Fragen beantwortet im Interview mit RusDeutsch Heinrich Martens, Prasident der FNKA.

Нerr Martens, was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Ergebnisse des 8. Kongresses der FNKA in Uljanowsk?

In erster Linie war der Kongress von unschatzbarer Bedeutung fur die weitere Gestaltung und Starkung der FNKA. Erstens nahmen am Kongress Delegierte von 36 der insgesamt 42 Regionen, in denen das Institut der National-kulturellen Autonomie funktioniert, d.h. ca. 87% der gesamten NKA, teil. Fuhrende Funktionare der Opposition gingen in die Fuhrung der FNKA ein. Somit nahert sich der Prozess der Konsolidierung der Foderalen Autonomie seinem Abschluss. Zweitens erfolgt die Konsolidierung auf konstruktiver und sachlicher Basis; vom Kongress wurde klipp und klar die ethnokulturelle Ausrichtung der Tatigkeit der FNKA unsere Ausrichtung auf praktische Arbeit deklariert. Drittens vollzogen sich tiefgreifende Veranderungen in der Betrachtung der Rolle und Bedeutung des Instituts der NKA der Russlanddeutschen: Die FNKA wurde vom Kongress zum rechtma?igen Interessenvertreter der deutschen Minderheit in der Russischen Foderation ernannt, wahrend regionale NKA jetzt die Rolle wichtigster Subjekte in der Kulturarbeit in den Regionen Russlands ubernehmen; gerade uber sie wird mit der Zeit die Forderung der Projektarbeit erfolgen. Viertens wurde auf dem Kongress die Ausgestaltung des einheitlichen Systems der Selbstorganisation der deutschen Minderheit der Russischen Foderation vollendet, bei der die Funktionen und Zustandigkeiten aller wichtigsten offentlichen Strukturen wie der FNKA, des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur (IVDK), des Jugendrings der Russlanddeutschen (JdR), der Uberregionalen Koordinierungsrate (UKR) sowie zahlreicher regionaler und lokaler offentlicher Vereinigungen der Russlanddeutschen deutlich definiert wurden. Der einmalige Charakter der heutigen Situation besteht darin, dass alle legitimen, anerkannten offentlichen Organisationen, die die Interessen der deutschstammigen Bevolkerung des Landes vertreten, erstmals in der mehr als 20jahrigen Geschichte seit der Grundung der organisierten offentlichen Bewegung der Russlanddeutschen im zeitgenossischen Russland mit einheitlichen Positionen auftreten und mit einer Stimme sprechen. Ich bin sicher, dass sich dadurch fur die deutsche Minderheit in Russland neue Moglichkeiten eroffnen.