Der Alte
Viktor Heinz
Sein Blick flackert uber den Rhein,
aber er hort das Platschern der Wolga,
des Obs und der Kolyma.
Bereits in der Wiege hatte er angezogen
die Schaftstiefel,
denn der Marsch,
der sich abgezeichnet hatte am Himmel,
war weit und anstrengend.
Eingefressen
hat sich in seine Haut
der Feldstaub von Saratow,
der Kohlenstaub von Karaganda
und der radioaktive Staub von Semipalatinsk.
Eingeschnitten
hat sich in sein Gesicht
die Peitsche des Aufsehers in Norilsk
und die Faust des Untersuchungsrichters in Magadan.
Irgendwo in der sibirischen Taiga
findet mal jemand
den Abdruck seiner schwieligen Finger
an einer Bogensage.
Irgendwo in einer Einzelzelle in Irkutsk
ist sein Kalender in die Betonwand eingeritzt.
Irgendwo im hohen Norden
ist sein lautloser Schrei
in der frostigen Luft
zu Eis erstarrt.
Er steht am Ufer des Rheins
und hat die Schaftstiefel an,
die man ihm einst
in die Wiege gelegt hatte.
Er will sie mitnehmen
ins Grab.
Aber sein Marsch ist noch nicht
beendet.
1994
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