1966 kam Eduard, 1973 Andreas zur Welt. Alfred Lang stellte den ersten von etlichen Ausreiseantragen fur Spataussiedler. "Wir dachten, Deutschland ist gut fur die Kinder, da wartet eine bessere Zukunft." Viel spater erst, ein paar Wochen vor dem Mauerfall in Berlin, durften sie raus. In Goppingen besuchte die ganze Familie Sprachkurse, fand dann gleich Arbeit. Bald kauften sie ein Haus. Sie waren angekommen.
1992 trat sein Vater wieder in Alfred Langs Leben. Er war 1948 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden und hatte in England neu geheiratet. Seine zweite Frau war inzwischen gestorben. Nun lud er seine erste Frau ein, mit der er ja eigentlich noch verheiratet war. Sie zogerte: "Ich will nicht mehr nach so vielen Jahren. Warum ist er nie zuruckgekommen?" Sie flog doch auf die Insel - und kam mit ihm zuruck.
Alfred Lang traf seinen Vater am Frankfurter Flughafen. "Wir sind da gestanden und haben nichts sagen konnen. Inwendig war ich schockiert, aber die Gefuhle fur ihn waren schon da", sagt er. Spater habe er ihm alles erklart. Wie es war nach dem Krieg. "Er war ein guter, stolzer Mann. Wir waren uns nahe." Der Vater lebte nicht mehr lang.
Als Alfred Lang und seine Sohne das Haus nicht mehr halten konnten, zog er bei seiner Mutter ein. Elf Jahre wohnten sie zusammen. "Am Ende war es sehr schwierig. Ich musste immer aufpassen, dass sie die richtigen Tabletten nimmt. Und sie hat viel geschimpft." Er musste die 100-Kilo-Frau taglich aus dem Bett und in das Bad hieven. "Mama, ich bin wirklich mude", sagte er manchmal. Aber sie wollte auf keinen Fall fremde Hilfe.
Seit ihrem Tod lebt Alfred Lang allein in der Wohnung. Morgens liest er seine "Bild"-Zeitung und raucht seine Zigarette aus dem Badfenster. Abends schaut er seine Sendungen. Oder er sitzt an dem leeren Tisch mit Stickdecke und denkt an fruher. An seine Stadt Jurga, "inwendig sehe ich noch alle Stra?en und Hauser vor mir". An die Militarzeit, seine Garde in Kamtschatka. An die Ausfluge mit Anna, unten am Fluss nicht weit von der Stadt. Der Weg war auf der einen Seite von Wald gesaumt, auf der anderen Seite gab es Wiesen. Anna liebte Blumen. In der sibirischen Sommerhitze badeten sie stundenlang. Das Wasser war dreckig, aber das war egal.
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 09.02.2011
***********.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2808521_0_9223_-das-leben-ohne-anna.html
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