Ein Traum
Dominik Hollmann
Nach langen und qualvollen Jahren
in ferner bewaldeter Schlucht
hab ich, meine Sehnsucht zu stillen,
die liebliche Heimat besucht.
Zwar wei? ich, dort darf ich nicht wohnen,
mir ist es von Oben versagt.
Wie oft hab ich das schon im Stillen
im Kreise der Freunde beklagt.
Doch scheut ich nicht Muh noch Beschwerden
und zog uber Taler und Hoh’n,
um einmal noch, wenigstens einmal
die Heimat, die Heimat zu sehn.
Das trauliche Mutterchen Wolga,
sie lachelt mich wehmutig an:
"Wo warst du so lange gewesen?
Was hab ich dir Boses getan?
Wahrhaftig du warst und du bleibst mir
mein armer, geachteter Sohn"-
so sagten die platschernden Wellen.
Das war meiner Sehnsucht zum Lohn.
Mich gru?t das gebirgige Ufer
und links sich die Wiese hinzieht.
Erkenne auch manchmal die Ortschaft,
wo einst reiche Garten gebluht.
Die Dorfer, mir einst so bekannten,
sie scheinen so fremd und verwaist...
Nur unverandert und heimisch
und friedlich die Ilowlja flie?t.*
Der Karamysch schlangelt noch immer*
die huglige Gegend entlang.
Das Rauschen der Quellen in Balzer**
gleicht uralter Freunde Gesang.
Der Karaman ist trube und traurig,*
denn hin ist sein Ruhm, seine Pracht.
Wo sind all die flei?igen Bauern,
die er einst zum Wohlstand gebracht?
Auch unten zum Jeruslan komm ich.*
Der flustert vertraut wie ein Kind:
Kannst du mir, o Wandersmann, sagen,
wo jetzt meine Landsleute sind?
Noch fluchtig erblick ich auch Seelmann.**
Nach Marxstadt gelustet mich sehr.**
Da sind meine Augen verschleiert,
ich sehe vor Tranen nichts mehr.
* Karamysch, Jlowlja, Karaman (Kar’man), Jeruslan - Nebenflusse
der Wolga und des Don, an denen die Siedlungen der Deutschen lagen.
** Balzer, Marxstadt, Seelman - deutsche Stadte an der Wolga.
Verfa?t 60-iger Jahre
Veroffentlicht 1991
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