[Deja Vu]

Deutschland ist nicht England
Dieter Schutz uber Warnungen vor Unruhen in der Bundesrepublik
Manche Viertel in britischen Gro?stadten sehen aus wie ein Schlachtfeld – und schon warnen selbst ernannte deutsche Experten vor ahnlichen Verhaltnissen in der Bundesrepublik. Allen voran der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft: Rainer Wendt wei? genau, dass in Deutschland eine „hoch explosive Mischung“ wie in Gro?britannien herrscht und deshalb auch hierzulande Krawalle drohen. Die Linkspartei und der Bund der Katholischen Jugend sto?en ins selbe Horn. Sie verweisen auf Armut und Perspektivlosigkeit unter deutschen Jugendlichen.
Die Realitat ist freilich eine andere. Berlin ist nicht London, Deutschland nicht England. Die deutsche Wirtschaft boomt, wahrend die britische am Boden liegt. Gro?britannien hat bei der Arbeitslosigkeit den hochsten Stand seit 17 Jahren erreicht – in Deutschland dagegen sind die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt so gut wie seit Langem nicht mehr. Auch haben deutsche Jugendliche sehr gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Die soziale Absicherung ist in der Bundesrepublik au?erdem deutlich besser als in England.
Das hei?t nicht, dass es in Deutschland keine Armut mehr gibt. Doch wer in einer solchen Situation Unruhen wie in Gro?britannien geradezu herbeiredet, hat den Bezug zur Wirklichkeit verloren.
Ohnehin ist es fraglich, ob die Verelendungstheorie als Erklarung fur die britischen Krawalle und Plunderungen taugt: Viele Radelsfuhrer sind Blackberry-Besitzer und organisieren die Randale uber ihr teures Smartphone. Da spielt offenkundig eine gehorige Portion krimineller Energie eine entscheidende Rolle.