Fur ein solidarische sozialistische Gesellschaft: Sozialismus-Konzeptionen und Herausforderungen
Wenn wir uns uberlegen, wie ein moglicher Sozialismus aussehen kann, sollten wir von den gegebenen Bedingungen ausgehen. Durch die Alltagserfahrungen der Menschen, die Ablehnung von Ausbeutung und Unterdruckung, den Wunsch nach einer gerechteren Gesellschaft lasst sich am ehesten eine starke Bewegung fur den Sozialismus aufbauen, da sich jede und jeder etwas darunter vorstellen kann – die Fantasie kommt beim Kampfen.
Nahrungsmittelindustrie entmachten
Der sog. Dioxinskandal hat mal wieder ein Schlaglicht auf die nicht neue Erkenntnis geworfen, das Kapitalismus krank macht. Arbeit und Uberarbeit machen krank, Erwerbslosigkeit und Armut machen erst recht krank und die industrielle Lebensmittelproduktion nimmt keine Rucksicht auf gesunde Lebensverhaltnisse. Weder fur Tiere noch fur Menschen. Die Massentierhaltung hat fatale Auswirkungen auf Umwelt, Klima, Gesundheit und soziale Gerechtigkeit.
Vom Feld bis zum Teller verdienen viele Wirtschaftssektoren an der Lebensmittelkette. Vor den landwirtschaftlichen Betrieben stehen die Dunge- und Chemieindustrie, die moglichst viel an die Bauern verkaufen wollen. Und dies mit moglichst wenig Einsatz und viel Gewinn. Da werden dann mal eben Industriefette in das Kraftfutter gemischt, weil es erheblich billiger ist. Ob gesund oder ungesund ist der Lebensmittelindustrie egal, Hauptsache der Profit stimmt.
In Deutschland beherrschen sechs Supermarktkonzerne rund 90 % des Marktes fur Lebensmittel. Die drucken die Preise gegenuber den Bauern. Gesunde Lebensmittel konnen so nicht produziert werden. Billige Lebensmittel wirken doppelt: auch der Preis der Ware Arbeitskraft kann so gedruckt werden, sie ermoglichen Niedriglohne und niedrige Sozialleistungen. Und sie bescheren der Lebensmittelindustrie Extraprofite.
Die Lebensmittelindustrie setzt wie alle anderen Industriezweige im Kapitalismus auf grenzenloses Wachstum. Zurzeit sind in Deutschland viele neue Massentieranlagen und riesige Schlachthofe in der Planung, um noch mehr Fleisch noch billiger produzieren und verarbeiten zu konnen. In Deutschland und Europa ist der Markt gesattigt – noch mehr Fleisch und Milch ist *nicht absetzbar. Aber die deutsche und die EU-Ernahrungsindustrie wollen mit billigem Fleisch und Milchpulver den Weltmarkt erobern. Auf Kosten der Bauern in anderen Landern, denen sie den Markt mit subventionierten Billigprodukten verderben.
Daraus folgt, dass wir fur eine andere Art der Lebensmittelproduktion sein mussen. Ein Ausweg aus dem Desaster kann nur gefunden werden, wenn die Nahrung fur die VerbraucherInnen produziert werden. Am besten auf regionaler Basis und mit weniger Fleisch. Es gibt Erfahrungen mit Erzeugungs- und Verbrauchsgenossenschaften. Ein Schritt in Richtung Sozialismus ist die gesellschaftliche Kontrolle der Chemie- und Lebensmittelkonzerne.
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