und beinahe jeder Dritte von ihnen wurde fur Arbeitsbataillone in der Industrie rekrutiert.
Die jungen ehemaligen russischen Zwangsarbeiterinnen wurden sogar zumeist pauschal als Kollaborateuerinnen behandelt. Sie wurden als "Deutschenhuren" bezeichnet und waren zahllosen Ubergreiffen ausgesetzt. Rainer Fischer aus Biskirchen bei Wetzlar wusste in diesem Zusammenhang von einem bemerkenswerten Schicksal zu berichten:
"Im Sommer 1943 war eine junge Ukrainerin zu uns auf den Hof gekommen. Sie hei? Stafka Kowalska, war etwa 24 Jahre alt; Analphabetin und kam aus der Nahe von Sewastopol auf der Krim. Als ich sie das erste Mal sah, war sie normal gekleidet. Sie arbeitete bis zum Kriegsende bei uns, war sehr praktisch veranlagt und arbeitsam. Im Haus hatte sie ihr eigenes Zimmer.
Im Sommer 1945 wzrden alle ehemalige mannlichen und weiblichen Zwangsarbeiter aus Biskirchen von belgischer Mititarpolizei abgeholt. Es hie?, sie kamen wieder in ihre Heimat zuruck. Einige der jungen Zwangarbeiter fluchteten damals in die umliegenden Walder. Ich habe sie nie mehr wieder gesehen.
Obwohl sie es bei uns nicht schlecht gehabt hatten, freute sich "unsere" Stafka sehr auf ihre Heimat und ging gerne mit den Belgiern mit.
Was dann kam, werde ich nie vergessen. Weihnachten 1945 stand sie wieder vor unserer Haustur. Als sie von uns gegangen war, hatte sie ihre guten Kleider angezogen. Jetzt stand sie da zusammen mit noch einer anderen Russin: in Straflingskleidung - eine gestreifte KZ-Jacke wie die Juden in den Lagern, mit einer langen Nummer auf der linken Seite. Dazu eine russische Militar-Mannerhose.
Unsere Mutter lie? sie ein. Stafka fing furchterlich an zu weinen und erzahlte, dass sie in einem russischen Gefangenemlager mehrfach von russischen Soldaten vergewaltigt worden war. Am nachsten Tag musste ich die Hebamme holen. Sie hat dann die Stafka untersucht, und - wie mir unsere Mutter spater erzahte - festgestellt, dass diese an den Brusten und am Geschlechtsteil schwere Verletzungen hatte. Sie wurde medizinisch versorgt und gesundete srater wieder langsam. Ende Mai 1946 kam wieder belgische Militarpolizei und hat die Stafka abgeholt. Sie schrie: "Jetzt machen sie mich tot!" Da haben die Belgier ihre Maschinenpistolen auf sie gerichtet und sie abtransportiert. Wir haben sie nie mehr wieder gesehen."
Schon bald nach Begin der Repatriierungsaktionen war die Zahl der Ruckkehr-Unwilligen unter den Russen dratisch angestiegen. Dennoch konnte sich nur eine geringe Zahl von ihnen der zwangsweise Deportation in ihre Heimat entziehen.
Die Methoden der Repatriierung erinnerten vor allem in der Anfangsphase sehr an die einstigen der deutschen "Anwerbung" sowjetischer Zivilarbeiter.
Lothar Karst aus Wetzlar erinnerte sich dazu 2002:
"Wir wohnten in der Sixt-von Armin-Strasse (heute: Magdalenenhauserweg). Eines Tages - ich meine, es war wohl Ende Mai oder Anfang Juni 1945 - kam ich an den Leitzplatz und war vollig uberrascht: Vom Leitzplatz bis in den Bereich des Langgasser Tores standen
|