[gainst]

Am ersten September
kein Schulbeginn,
verschlossen blieben die Klassen.
Die Schule stand einsam und totenstill
von Schulern und Lehrern verlassen.
Ein herbstlicher unvergesslicher Tag!
Rechts
die Berg
, links die Wiesenseite,
die spiegelten sich in der Wolga ab,
verlassen wie trauernde Weiden.
Uns begleitete auch mit wehem Blick
die Wolga
wir waren ihr teuer
,
als wurden die eigenen Sohne verschickt
in die Holle durchs Fegefeuer.
Ein alter Schleppdampfer keuchte und stie?
seinen schwarzen Rauch in Hohe.
Druckende Stille, dien Luftchen blies,
den Rauchsmog sofort zu verwehen.
Ein Stohnen, Weinen und Klagen man hort,
ein Echo erschreckender Jahre:
uns Mutter
Wolga vom Leiden erzahlt
der ewig Leibeignen und Sklaven.
Es spannte sich an das stahlerne Seil,

Die Barke Unschuldiger folgte.
Wir waren bedacht auf der Kranken Heil.
Doch was bringt das Los ihnen morgen?
Da war schon Saratow, der Schlepper hielt an,
wo die Wolga flie?t durch die Brucke,
um uns von dort in Kalberwaggons
ins Ungewisse zu schicken.
Mein Heimatdorf kam mir nicht aus dem Sinn.
Doch konnte ich damals nicht ahnen,
was dieser verdammte Tag ihm noch bringt,
es nicht verliert seinen Namen,
dass es auch bald zu denen gehort,
die sicher man spurlos vernichtet.
Kein einziger Deutscher zu ihm wiederkehrt,
der es einst in Hoffnung errichtet.
Dass man auch die Toten nicht lasst in Ruh,
dass Graber man schandet und schindet,
und dass man sie stillschweigend ackert zu,
damit sie kein Landsmann mehr findet.
In tiefster Trauer erinnre ich mich
An den Tag der schrecklichen Kunde,
als man uns erdachte verleumderisch
noch Burden, die todlich verwunden...
[ Adolf PFEIFFER ]
aus dem Buch "Gewissen gegen Gewalt"