[gainst]

Sie wurden in Lagerzonen gehalten, umgeben von Stacheldraht undbewaffneten Wachposten. In diesen beruchtigten Todeslagern, die extrafur Ru?landdeutsche geschaffen worden waren, kam in den vielenJahren ihres Bestehens jeder zweite Deutsche ums Leben. Stalins Erla?vom August 1941 hatte die Deutschen nicht nur aller Rechte beraubt,sondern erklarte sie auch fur vogelfrei. Die Lage der Deutschen inder UdSSR unterschied sich nicht im geringsten von der Lage derSklaven im alten Rom. Der Unterschied bestand nur darin, da? dieSklavenhalter aufs genaueste eine rationale Norm fur die Versorgungder Sklaveh mit Kleidung und Verpflegung berechneten, um dadurch denhochsten Nutzeffekt zu erreichen. Das sowjetische Regime gab sichnicht mal Muhe, solche Berechnungen anzustellen, und der Nutzeffekteines Deut*schen hing lediglich davon ab, wie lange es seinKorper aushielt, in solchen extremen Verhaltnissen - hungrig,halbnackt, ohne eleinentaren Gesundheitsschutz - zu arbeiten. Untersolch einem Regime reichten die physischen Ressourcen der Menschenkaum fur drei bis vier Monate aus, wonach Unteremahrung, einunwiederbringlicher Zerfall des Organismus und der unvermeidlicherTod folgte. Infolge der Deportation wurden die Ru?landdeutschen inmehr als 50 Regionen und Gebieten verstreut. Sie wurden in dieentlegensten Krahwinkel gebracht, wo es schon immer anArbeitskrдftengemangelt hatte. Die Mehrzahl wurde der Landwirtschaft zugeteilt.Viele aber wurden auch in Uranerzund Nickel - sowie Kohlen undSalzgruben beschaftigt. Somit waren die Deutschen nach dem Kriege inTausenden Dorfen und Siedlungen zersprengt - vom Ural bis Magadan,vom Polarkreis bis Kuschka. Sie haben nicht nur ihr Hab und Gutverloren, sondem auch ihre gewohnte ethnische Umgebung. Sie gerietennicht nur in ein neues sprachliches, sondem auch nationales undreligioses Mi*lieu und hatten unter der fruher unbekanntenBevolkerung Mittelasien zu leben. Vollig ungewohnlich waren auchdie klimatischen Bedingungen: entweder uberma?ig - kalt oder allzuhei? und trokken. Im Grunde genommen waren die Deutschen alterburgerlichen Rechte beraubt und zum stummen Arbeitsvieh gemacht.Nach dem Kriegsende wurde die Stellung der Deutschen als Parias desSowjetlandes durch einen neuen Erla? der Regierung gesetzlichfestgelegt, durch den sie fur ewige Zeiten an ihre Verbannunesortegebunden wurden. Den Sondersiedlem wurde unter Androhung einerFreiheitsstrafe von zwanzig Jahren verboten, die ihnen zugewiesenenOrtschaften zu verlassen. Mehr noch, sie bekamen nicht einmal Passeund hatten sich monatlich bei den Sonderkommandanten Ober ihreAnwesenheit in der Sondersiedlung zu melden. * * * * * * * * * * * * * * * Alexander Prieb