Lange lag Michel schlaflos. Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Was sollte er tun? Wie oft hatte er an Flucht gedacht, versucht die Richtung zur Wolga auszukunden. Vergebens. Aufs Geratewohl weglaufen?.. Die Kirgisen anderer Stamme wurden ihn sofort fangen, bestrafen, auspeitschen, grausam behandeln. Bleibt er unter dem neuen Herren, wird es ihm nicht viel besser gehen… Die Sulejka heiraten? … Seinen Treueschwur brechen? ... Seine Religion verraten? ...
Wer kann die Pein des Michel beschreiben, wie er zweifelt und sich immer wieder an seinen Treueschwur erinnert. Wie er die Hande faltet inbrunstig zu Gott betet, wie er sich nicht entscheiden kann, was er tun soll. Nur fur wenige Minuten fand er unruhigen Schlaf, als ihm die Augen vor Mudigkeit zufielen. Fruh, kaum rotete sich der Horizont von der aufgehenden Sonne, trieb Michel seine Herde aus. Versonnen merkte er nicht, da? er diesmal viel weiter in die Steppe trieb, als sonst. Endlich machte er Halt auf einem hohen Hugel. Das junge Gras war hier so frisch, so uppig, die Schafe grasten ruhig. Michel stand auf dem Hugel, bewunderte den hellblauen wolkenlosen Himmel, die helle Sonne.
Plotzlich horte er von weit her eine Stimme, ein so vertrauter Gesang... das war doch die Ostermesse, wie Pater Johannes von Mariental sie gewohnlich am Osterfest in der Kirche sang. Und da, aus einer anderen Richtung trug ein leichter Luftzug den Antwortgesang der Ostermesse
an Michels Ohr. „Christus ist auferstanden...“ O Gott! Gibst du mir ein Zeichen? Ich hatte ganz vergessen, da? heute Ostern ist... sein konnte. Michel kniete nieder und betete so wie er schon lange nicht gebetet hatte. Dann ging er auf den Gesang zu und traf wirklich den ehemaligen Pfarrer aus Mariental, der auch als Sklave die Schafe eines Kirgisen hutete. Als dritter kam der ehemalige Schulmeister Dallfu?. Sie freuten sich einander zu sehen. Traurig war aber, was sie uber ihr Schicksal berichteten. Der Schulmeister war auf dem Sklavenmarkt von Frau und von seinen zwei minderjahrigen Tochtern getrennt verkauft worden. Er litt sehr darunter. Der Pfarrer versuchte zu trosten: Lehrt uns doch die Religion: Seid Untertan der Macht, die Gewalt uber euch hat, tragt geduldig euer Schicksal, und glaubet fest an Christus unseren Herrn. Er wird euch nicht verlassen.
Michel wu?te, was er tun mu?. Nein! Weder seinen Glauben noch seinen Treueschwur wird er brechen. Ausharren! Es wird doch einmal Gelegenheit geben, heimzukehren, und da sagte er entschlossen der Sulejka, als er am Abend zur Jurte zuruckkehrte.
Als er am nachsten Abend seine Herde eingepfercht und sich auf dem Strohlager in der Hutte niedergelassen hatte, horte er den Larm der Hochzeitsgaste bis spat in der Nacht feiern. Plotzlich kam Sulejka, leise flusterte sie: „Hier, Michel, nimm, das ist Wegzehrung fur einige Tage. Nimm den Schimmel und den Rappen. Der Schimmel schwimmt gut, du mu?t drei Flusse
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Снова светит солнце, снова светится душа, и пасмурно не будет больше никогда!!!
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